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2024 SPRING

Eine Schriftart für Eulji-ro

Um die Vertrautheit in der Bevölkerung weiter zu vertiefen, entwickelt die Lieferplattform Baedal Minjok der Woowa Brothers koreanische Schrifttypen und stellt sie kostenlos zur Verfügung. Für Aufsehen sorgte v. a. die Fontserie Baemin Euljiro, die auf besondere Weise Identität und Geschichte des Seouler Viertels Eulji-ro verkörpert.

Baedal Minjok entwickelt seit 2012 eigene Schrifttypen. Anlässlich der Veröffentlichung seiner achten Fontserie Baemin Euljiro veranstaltete das Unternehmen 2019 in der N/A Gallery die Ausstellung Stadt und Buchstaben.
ⓒ Woowa Brothers


Baedal Minjok, kurz Baemin, ist bekannt für Originalität und geschicktes Marketing. Vor allem junge Leute lieben ihre vor Kreativität sprühenden Projekte. Eines davon widmet sich der Entwicklung von Typen des koreanischen Schriftsystems Hangeul. Seit 2012 bringt Baemin jedes Jahr einen neuen Schrifttyp zur allgemeinen Verwendung heraus. Wozu eigentlich derartig langwierige Projekte ohne direkten Bezug zum Hauptgeschäft?

„Weil es sonst keiner tut“, antwortet Baemins COO Han Myung-su und fügt schmunzelnd hinzu: „Und außerdem macht es Spaß.“

Besondere Freude bereitete ihm der Euljiro-Font aus dem Jahr 2019. Frühere Fonts wie Baemin Hanna (2012), Baemin Jua (2014) und Baemin Dohyeon (2015) waren wesentlich von der Schrift alter Ladenschilder inspiriert. Der Euljiro-Font geht jedoch einen Schritt weiter, indem er sich nicht auf Schilder beschränkt, sondern das Viertel Eulji-ro in seiner Gesamtheit zum Thema macht.

Der Ursprung des Euljiro-Fonts

Kim Bong-jin, Gründer der Woowa Brothers, hatte als gelernter Designer schon vor der Unternehmensgründung ein Faible für alte koreanische Schilder. Auf Kims Handy sind tausende Fotos von ihnen gespeichert, darunter seine Favoriten aus Eulji-ro, hergestellt in den 60er und 70er Jahren. Diese häufig in der Werkstättenstraße des Viertels anzutreffenden kalligrafischen Schriftzüge gehen allesamt auf zwei oder drei Handwerker, die „Schild-Großväter“, zurück. Ihre Fahrräder mit Farbeeimern beladen, fuhren sie umher und versahen verzinkte Stahlbleche oder Holzbretter mit der ihnen jeweils einzigartigen Schriftart.

Laut COO Han war es ein spezielles Foto auf Kims Handy, das zum Euljiro-Font inspirierte: „Es zeigte das Schild einer Metallwerkstatt mit sieben Zeichen darauf. Die grobe, kraftvolle Strichführung begeisterte mich. In der Unvollkommenheit lag ihre Schönheit.“

Kurz darauf geschah etwas Erstaunliches. Haargenau das gleiche Foto befand sich auch auf dem Handy von Seok Geum-ho, dem Gründer des Font-Unternehmens Sandoll, das seit Langem mit Woowa Brothers zusammenarbeitete.

„Auch er hatte das Foto gemacht, weil ihm der Schriftzug so gut gefiel. Es war ein Moment völliger Übereinstimmung zweier führenden Creatoren unserer Zeit. Mit dem Ergebnis, dass diese sieben Schriftzeichen zur Vorlage für den Euljiro-Font wurden.“

Viele der kalligrafischen Ladenschilder aus den 1960/70er Jahren von Eulji-ro sind noch erhalten. Baemins Eulji-ro-Fontserie wurde von der einzigartigen Pinselführung dieser Schilder inspiriert.
ⓒ Woowa Brothers

Der Kalligrafie verwandt

Baemin nutzte die Vorlage zur Schaffung einer Basis von über 200 Zeichen, die Sandoll auf rd. 2.000 erweiterte. So wurde aus der mehr als 50 Jahre alten Kalligrafie der Euljiro-Font mit 2.350 Zeichen, einer notwendigen Mindestanzahl für einen Hangeul-Schrifttyp.

„Sandoll arbeitet hauptsächlich für Unternehmen und neigt daher zu feineren Schrifttypen. Uns ging es jedoch um etwas mehr ‚Rustikalität‘. Beispielsweise sieht bei Sandoll jeder Kreis perfekt aus. Das kalligrafische ‚ㅇ‘ im Hangeul unterscheidet sich aber davon. Durch das Malen zweier Halbkreise entsteht nämlich eine gewisse Unebenheit im oberen Teil des Kreises. Deshalb bat ich darum, die Ästhetik der unregelmäßigen Pinselführung beizubehalten. Da es sich um eine neue Herangehensweise handelte, waren alle hellauf begeistert“, so die Erinnerung von Han. Der 2019 veröffentlichte Euljiro-Font ähnelt einer Pinselschrift und fand wegen seines einzigartigen Stils und praktischen Designs breite Anwendung und Beliebtheit – von Untertiteln in TV-Unterhaltungssendungen bis hin zu Transparenten bei Protesten.

„Immer wenn wir den Euljiro-Font irgendwo entdeckten, teilten wir es im gemeinsamen Chatraum: ‚Hier ist unsere Schrift!‘, ‚Hier auch!‘ So haben wir gesehen, wie der Euljiro-Font immer mehr Verbreitung fand und dabei half, das Markenimage von Baemin immer weiter zu festigen.“


Ladenschilder aus dem ganzen Land. Viele von Baemins Schrifttypen, darunter auch der erste, Baemin Hanna, wurden von den alten Schildern inspiriert.
ⓒ Woowa Brothers

 



Die Ausweitung des Projekts

Während der Euljiro-Font über die Schrifttypen hinaus eine Retro-Welle unter seinen Nutzern auslöste, begann Baemin mit der Dokumentation des gesamten Eulji-ro-Gebiets, das wegen Sanierungsprojekte sein altes Gesicht zu verlieren drohte. Es ging von der Erkenntnis aus, dass die Schilder nicht auf die einzelnen Individuen, sondern auf die gesamte Gemeinschaft zurückzuführen ist. Die unerschütterliche Lebenskraft von Eulji-ro, dessen Geschichte von Wachstum, Niedergang und Wiedergeburt geprägt war, wurde in den Blick genommen. Auch wurde darüber nachgedacht, dass der Ort, der für viele die Grundlage des Überlebens darstellte, für einmalige Marketingtätigkeiten benutzt wurde.

Aus einem Projekt um die Ästhetik von Ladenschildern wurde die intensive Auseinandersetzung mit Eulji-ro und seinen Menschen. Sechs Monate lang durchstreiften Baemin-Mitarbeiter mit einem renommierten Fotografen das Viertel und lauschten den Geschichten der Handwerker, die in diesem Ort gelebt und gearbeitet haben. Die Geschichten von Menschen aller Alters- und Berufsgruppen, vom alten Metallarbeiter bis hin zu jungen Künstlern, wurden in Wort und Bild festgehalten, und die Ergebnisse 2020 in der vielbeachteten Ausstellung Mr. Foundry & Mr. Wooden Pattern_Story of Workers veröffentlicht.Da für die Vorbereitung der Ausstellung alte Euljiro-Schilder gesammelt wurden, kam man gleich auch auf die Idee für den nächsten Schrifttyp.

„Ich fand irgendwie cool, wie die verwitterten Schilder mit ihrer abgeblätterten Farbe aussahen. Wir nahmen sie uns zum Vorbild für einen weiteren Euljiro-Font, und die Resonanz war so gut, dass ich später sogar eine Version mit komplett abgenutzten Zeichen herausbrachte. Da ich sie so natürlich wie möglich wirken lassen wollte, baute ich immer wieder Sätze mit ihnen zusammen, um zu sehen, wie weit ich gehen kann.“

Baemins Nachfolgeprojekt für 2020, der Font Baemin Euljiro Ten Years Later, stellte sich ein Eulji-ro in zehn Jahren vor, wenn durch Sonnenlicht und Regen die Schriftzeichen weiter verblasst sein würden. Der Font Baemin Euljiro OraeOrae im Folgejahr war dann schließlich so verschwommen, dass er fast unsichtbar erschien.

In den drei Jahren der Euljirofont-Serie wuchs Baemin zu einem Unternehmen mit einer klaren, eigenständigen Identität heran. Direkte Auswirkungen auf die Geschäftsergebnisse gab es zwar nicht, doch der Einfluss auf die Alltagskultur ging weit über gewöhnliche Branding-Effekte hinaus. Auf die Frage, was ihn bei der Weiterentwicklung von Schriftarten antreibt, hat Han Myung-su eine interessante Antwort zu bieten.

„Es ist, kann man sagen, das Verlangen eines kreativen Unternehmers. Als Creator wünscht man sich die Bestätigung vieler Menschen. Es macht mich einfach glücklich, wenn ein Projekt, an dem ich beteiligt bin, Teil der Kultur wird und Leute sich an ihm erfreuen.“


Aus einem Projekt um die Ästhetik von Ladenschildern wurde die intensive Auseinandersetzung mit Eulji-ro und seinen Menschen. Dazu gehört die Zusammenarbeit mit dem Fotografen MJ Kim, der Polaroids von Eulji-ros Handwerkern aufnahm, die 2020 in derAusstellung Mr. Foundry & Mr. Wooden Pattern_Story of Workers im Sejong Center veröffentlicht wurden.
ⓒ Woowa Brothers

 





Kang Bo-ra Schriftstellerin

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