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Features

2024 SPRING

Von milder Brühe bis süßlichem Rinderrippengericht

Eulji-ro beherbergt eine Vielzahl von Restaurants mit einer oft jahrzehntelangen Tradition. Sie versorgen die lokalen Arbeiter mit herzhafter Mahlzeit, locken dank des besonderen Geschmacks ihres Essens aber auch so manchen Besucher aus der Ferne an. Die meisten von ihnen werden über Generationen hinweg betrieben und haben entsprechend ihrer langen Geschichte viel zu erzählen.
Die Nogari Alley wurde 2015 zum Seoul Future Heritage erklärt.

Nach Sonnenuntergang ist die Nogari-Gasse in Eulji-ro 3-ga voller Menschen, die den Tag mit Zapfbier und Grill-Nogari ausklingen lassen. In Anerkennung ihres Wertes erklärte die Stadt Seoul die Gasse 2015 zum „Seouls Zukunftserbe“.
ⓒ Lee Yusin


Das Viertel Eulji-ro im Zentrum der Stadt Seoul ist bekannt für seine traditionsreichen Kneipen und Restaurants, die inmitten der Gassen voll von Druckereien, Metallwerkstätten und Sägewerken leicht an ihren alten, verwitterten Schildern zu erkennen sind. Ende der 1960er Jahre ließ der Bau des Sewoon Plaza, des ersten Wohn- und Geschäftskomplexes Koreas, kontinuierlich Menschen nach Eulji-ro strömen, und noch bis in die 1980er Jahre boomte das Viertel enorm. Doch mit dem raschen Strukturwandel der koreanischen Industrie begann der Verfall. Bedrucktes Papier war nicht länger gefragt und da, wo die Werkstätten einst bis spät in die Nacht hell erleuchtet waren, gingen die Lichter aus.

Ende der 2010er Jahre erlebte das scheinbar dem Untergang geweihte Viertel eine Renaissance. In den nach wie vor unverändert gebliebenen Gassen und Fabrikgebäuden richteten Künstler Werkstätten und Ateliers ein. Die Künstler brachten wieder Leben in die Gassen, und vor den Restaurants standen Besucher in Schlangen. Lange Zeit hatten die Restaurants noch als einfach, alt und wenig attraktiv gegolten, da ihre Kundschaft v. a. aus älteren Leuten oder lokalen Arbeitern bestanden hatte. Doch Eulji-ro hat sich inzwischen zu einem Szeneviertel entwickelt. Die Restaurants sind auch unter jungen Leuten beliebt und werden nicht selten als Feinschmecker-Tipp gehandelt.

Schweinebauchgasse neben dem Daelim-Einkaufszentrum in Euljiro

Eine Gasse neben dem Daelim Plaza, bekannt für gegrillten Schweinebauch, ist in den letzten Jahren bei jungen Leuten besonders beliebt. Vor Eulji-ros Lokalen, von denen die meisten schon seit über 20 Jahren bestehen, bilden sich oft lange Schlangen.
ⓒ SEOUL TOURISM ORGANIZATION

Berühmte Nudeln aus Nordkorea

Aus Nordkoreas Hauptstadt stammen die sog. Pjöngjang-Naengmyeon (Naengmyeon: kalte Buchweizennudeln), die in einer lange geköchelten, milden Fleischbrühe serviert werden. Als es in den 1930er Jahren Menschen aus Pjöngjang nach Seoul zog, eröffneten diese die ersten Nudelrestaurants. Ihre Naengmyeon wurden bald zu einer beliebten Sommerdelikatesse und fanden allgemeine Verbreitung in der Bevölkerung. In einer schlichten Brühe mit fein geschnittenen Birnen- und Omelett-Streifen serviert, kommt das Gericht zunächst unscheinbar daher, doch jeder Bissen lässt einen mehr von dem milden Aroma genießen wollen.

In unmittelbarer Nähe zur U-Bahn-Station Eulji-ro 4-ga gelegen, gilt das Woo Lae Oak unter Feinschmeckern als eines der besten Pjöngjang-Nudelhäuser in Seoul. Jang Won-il und seine Ehefrau, die das Geschäft 1946 eröffneten, kamen ebenfalls aus Pjöngjang hierher, und auch nach Jangs Tod 1972 wird das Lokal bis heute von seinen Nachkommen weitergeführt. Ursprünglich trug das Restaurant den Namen „Seobukgwan“, d. h. Haus des Nordwestens („Nordwesten“ bezieht sich auf die heute in Nordkorea liegenden Provinzen Pyeongan-do, Hamgyeong-do und Hwanghae-do). Doch nur vier Jahre nach Eröffnung zwang der Koreakrieg die Besitzer zur Flucht und Schließung des Ladens. Später eröffneten sie erneut, diesmal unter dem heutigen Namen „Woo Lae Oak“, das Zurückgekehrte Haus.

Woo Lae Oak wurde mit den Jahren immer beliebter und zeitweise sollen bis zu 2.000 Schalen Nudelsuppe am Tag serviert worden sein. Das Restaurant lockte nicht nur Arbeiter aus der Umgebung, sondern auch Besucher aus der Ferne an, die z. B. nach der Besichtigung des Seouler Palastes Changgyeong-gung für eine Kostprobe Einkehr hielten. Der besondere Geschmack liegt in der Brühe begründet, die man durch langes Kochen von Rindfleisch gewinnt. Hinzu kommen Nudeln mit hohem Buchweizengehalt, die so weich sind, dass sie einem im Mund zu zergehen scheinen. Neben den Nudeln hat das Woo Lae Oak das Rindfleisch-Bratgericht Bulgogi in süßlich-milder Marinade im Angebot, das auch von Touristen aus dem Ausland gerne gegessen wird.

Eine weitere berühmte Adresse für Pjöngjang-Naengmyeon in Eulji-ro war das Eulji Myeonok, das seit 1985 fast 40 Jahre am gleichen Standort existierte. Die Trauer war daher groß, als bekannt wurde, dass das Restaurant aufgrund von Stadtsanierungen schließen musste. Am letzten Geschäftstag, dem 25. Juni 2022, bildete sich bereits vor Ladenöffnung eine lange Schlange von über 100 Besuchern, die den letzten Moment des Traditionsrestaurants miterleben wollten.

Die Gute Nachricht ist: Das Eulji Myeonok wird in Kürze seine Neueröffnung im Viertel Nakwon-dong des Bezirks Jogno-gu feiern.

Pjöngjang-Naengmyeon

Die Brühe von Pjöngjang-Naengmyeon wird in der Regel aus Rindfleisch zubereitet, gelegentlich wird aber für einen erfrischenderen Geschmack auch Dongchimi (Rettich-Wasserkimchi)-Saft hinzugefügt. Garniert wird das kalte Nudelgericht mit Birnenscheiben und in Salz, Essig und Zucker eingelegtem Rettich. Abgebildet ist die Pjöngjang-Naengmyeon von Woo Lae Oak.
ⓒ Park Mee-hyang

Das 1985 eröffnete Eulji Myeonok, bekannt für sein Pjöngjang-Naengmyeon, wurde mit seinem altmodischen Flair sowohl von alten Stammgästen als auch von jungen Menschen geschätzt. Aufgrund von Stadtsanierungen musste das Restaurant 2022 schließen.
ⓒ Shinhan Card, URBANPLAY

Die Geburtsstunde der Nogari-Gasse

Seit 2018 unterstützt das Ministerium für kleine und mittlere Unternehmen und Startups mit dem Projekt „Hundred-Year Stores“ Traditionslokale. Voraussetzung: Sie können auf eine über 30-jährige Geschichte zurückblicken und sind gleichzeitig so beliebt, dass sie auch Zukunftspotenzial besitzen.

Die 1980 eröffnete Kneipe Eulji OB Bear, die v. a. für ihr Zapfbier bekannt ist, wurde im ersten Jahr des Programms aufgenommen. Da die Frische des Bieres entscheidend ist, werden die Fässer in einem temperaturgeregelten Kühlschrank bei 4°C im Winter und 2°C im Sommer aufbewahrt. Doch nicht nur das Bier, auch v. a. der als Beilage gereichte Grill-Nogari (junger Pazifik-Pollack) hat den Ruf des Lokals begründet. Der getrocknete Fisch wird über Kohlebriketts goldbraun gegrillt und mit einer hausgemachten Chilipaste serviert. Damit sich dies auch Angestellte mit schmalem Geldbeutel leisten konnten, wurden die Preise absichtlich niedrig gehalten.

Die Kombination von frisch gezapften Bier zusammen mit schmackhaftem Nogari sollte derartig gut ankommen, dass das kleine Lokal zum Geheimtipp avancierte und wegen der vielen Gäste bald aus den Nähten zu platzen drohte. Weitere Bierlokale mit Nogari als Beilage folgten, so dass die Straße in Eulji-ro 3-ga im Volksmund als „Nogari Gasse“ bekannt wurde und sich als eine der repräsentativsten Biermeilen Koreas etablierte. Vor der COVID-19-Pandemie fand hier jedes Jahr im Mai ein Bierfest statt, das die Gasse in eine Partymeile verwandelte. In Anerkennung ihres Wertes erklärte die Stadt Seoul sie 2015 zum „Seoul Future Heritage“ (Seouls Zukunftserbe) und erklärte das Eulji OB Bear zur Geburtsstätte der Nogari Gasse.

Tragischerweise kommt es immer wieder vor, dass alteingesessene Restaurants aufgrund von Mietstreitigkeiten oder Stadtsanierungen umsiedeln müssen. Dieses Schicksal traf auch das Eulji OB Bear, als das Gebäude, in dem sich die Kneipe befand, nach einem fünfjährigen Rechtsstreit mit dem neuen Eigentümer im April 2022 trotz Proteste treuer Stammkunden und Bürgerinitiativen abgerissen werden musste. Im März 2023 fand zwar die Neueröffnung in der Nähe der Gyeongui Line Book Street im Stadtbezirk Mapo-gu statt, aber noch immer träumt man davon, eines Tages wieder nach Eulji-ro zurückkehren zu können.

Golbaengi-Gasse

Die Golbaengi-Gasse, südlich der Eulji-ro 3-ga Station, geht auf die 1970er Jahre zurück, als einige Lokale begannen, Golbaengi Muchim (würzigen Meeresschneckensalat) als Beilage zum Fassbier zu servieren. Die meisten Restaurants hier gibt es schon seit über 30 Jahren.
ⓒ Shinhan Card, URBANPLAY

Golbaengi-Gasse

Als Eulji OB Bear 1980 eröffnete, bot der Lokalbesitzer Kang Hyo-keun gegrillten jungen Pollack mit frisch gezapftem Bier an. Diese neue Kombination wurde zum Hit, und die Straße erhielt den Namen „Nogari Gasse“, nachdem weitere Lokale in der Nähe das beliebte Bierhäppchen anboten
ⓒ KOREA TOURISM ORGANIZATION

 



Beständigkeit und Hingabe

Weitere bekannte, alteingesessene Restaurants in Eulji-ro sind das Joseonok, das Munhwaok und das Yangmiok. Am ältesten ist das 1937 eröffnete Joseonok, welches zu den besten Galbi-Restaurants in ganz Seoul zählt. Ihren besonderen Geschmack erhalten die Galbi-Rinderrippen durch die Marinade aus Sojasauce, Sesamöl, Knoblauch und Zucker, die man einen Tag lang einziehen lässt, bevor das Fleisch über Briketts gegrillt wird. Der Sohn des Gründers, Kim Jeong-hak, ist auch als Gründer der noch heute erscheinenden Zeitschrift Monthly Baduk (Baduk: Go) bekannt.

Das Munhwaok in der Nähe der U-Bahn-Station Eulji-ro 4-ga kann sich seit 1952 seiner Seolleongtang-Suppe rühmen, die eine herzhafte Brühe aus Rinderbeinknochen und Rinderbrust zu bieten hat. Das 1992 eröffnete Yangmiok, das seit Jahrzehnten neben dem Joseonok an der Eulji-ro 3-ga seinen Platz wahrt, ist auf gegrillte Rinderdärme spezialisiert und wurde als Lieblingsrestaurant des ehemaligen Präsidenten Kim Dae-jung bekannt. Bedauerlicherweise fiel es 2021 einem Brand zum Opfer und wird nun allein durch seine Niederlassung in der Nähe des Südtors Namdaemun vertreten. Die alteingesessenen Restaurants mögen sich äußerlich mit den Jahren verändert haben, doch wie eh und je begrüßen sie ihre Gäste mit demselben beständigen Geschmack ihrer Spezialitäten und derselben Hingabe an deren Zubereitung.



Park Mee-hyang Journalistin für Esskultur

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