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2022 SUMMER

Vielfältige Erlebniswerte

Koreanische Hotels bieten mehr als nur eine Übernachtungsmöglichkeit. Luxushotels entwickeln sich zu Orten, an denen Gästen auf verschiedene Lebensstile zugeschnittene Dienstleistungen angeboten werden. Dadurch wurden einige Hotels sogar zu Reisezielen an sich – vor allem unter jungen Menschen, die großen Wert auf außergewöhnliche Erlebnisse legen.

Geoje Belvedere, ein Resort auf der Insel Geoje-do, bietet ein Wellnessprogramm an, bei dem Gäste bei ihren Yogaübungen einen freien Blick auf das Meer genießen können. In den letzten Jahren sind Hotels zu Orten der Heilung und Totalentspannung geworden.
© Hanwha Hotels & Resorts

Das Hipster-Magazin Monocle definierte auf der The Monocle Quality of Life Conference 2019 in Madrid die Bedeutung des Reisens neu. Auf dieser Konferenz wurde prognostiziert, dass es beim Reisen künftig darum gehen wird, die Kreativität im Alltag durch nicht-alltägliche Erlebnisse zu stimulieren. Dasselbe gilt für Hotels, ohne die das Reisen nicht zu denken ist. Bisher kam ihnen die Rolle zu, am Reiseziel angenehme Unterkünfte anzubieten. Bei einer Reise wurde zunächst das Reiseziel und danach eine geeignete Unterkunft ausgewählt. Doch die Unterkunftsfunktion alleine reicht heute nicht mehr aus, weil die Kunden danach fragen, welche Erlebnisse sie über das reine Übernachten hinaus noch genießen können.

Hotels sehen sich heute derzeit mit der Realität konfrontiert, in der Kategorie „Freizeit“ mit Kaufhäusern, Vergnügungsparks und sogar Netflix konkurrieren zu müssen. Auf die Frage, warum man denn in ein Hotel gehen sollte, geben die einzelnen Hotels unterschiedliche Antworten, mit denen sie die Herzen der Kunden erobern.


Die Gäste des Vista Walkerhill Seoul können sich auf ihren Zimmern mit Arcade-Videospielen amüsieren. Um die Generation MZ anzusprechen, werden gezielt Package-Angebote für junge Erwachsene entwickelt.
© WALKERHILL HOTELS & RESORTS

Hotels als Spielplätze
Hotels wandeln sich von einem Ort zum Ausruhen für die ältere oder die wohlhabendere Schicht zu einem Spielplatz für junge Menschen. Hinter diesem Trend steht die Generation MZ, also die zwischen Anfang der 1980er und Anfang der 2000er Jahre Geborenen, die generell bereitwilliger Geld für Dinge ausgeben, die sie für lohnenswert halten. Um die Generation MZ als neue Zielgruppe anzusprechen, experimentieren die koreanischen Hotels unentwegt mit besonderen Angeboten, die auf Hauptinteressen und Lebensstil dieser Klientel zugeschnitten sind.

Das Hotel Andaz Seoul Gangnam z. B. brachte Anfang 2022 ein Pauschalangebot mit Body-Profile-Fotoshooting heraus, das auf die Vorliebe der MZler für Profilbildaufnahmen zugeschnitten ist. In Kooperation mit einem professionellen Body-Profile-Fotostudio wurde ein auf 50 Zimmer begrenztes Angebot mit dem Titel „Love yourself“ entwickelt. Damit sollte unterstrichen werden, dass das Body-Profile nicht einfach der Zurschaustellung des eigenen Körpers dient, sondern vielmehr zur Steigerung des Selbstgefühls, indem man sich bewusst gesund und fit hält.

Darüber hinaus gibt es auch ein Pauschalangebot für das auf den eigenen MBTI-Typ maßgeschneiderte Hocance („hotel“ + „vacance“). Der Myers-Briggs-Typenindikator (kurz MBTI) ist ein Persönlichkeitstest, der von Katherine Cook Briggs und ihrer Tochter Isabel Briggs Myers auf Grundlage der Psychologischen Typologie von Carl Gustav Jung entwickelt wurde. Seit einiger Zeit ist der MBTI bei der Generation MZ so weit verbreitet, dass er sogar zur Selbstvorstellung genutzt wird. Je nach Präferenzen in vier Kategorien wird jeder einem bestimmten Persönlichkeitstypus zugeordnet. Beispielsweise gehören Extrovertierte zum Typ E und Introvertierte zum Typ I. Auf Basis der Ergebnisse dieses Persönlichkeitstests brachten das Paradise Hotel Busan und das Paradise City in Incheon im März 2022 ein auf Typ E zugeschnittenes Angebot auf den Markt, das den Gästen außerhalb des Hotels verschiedene Erlebnisaktivitäten anbietet, und ein Angebot für Typ I, das geruhsame Entspannung und kulinarischen Genuss innerhalb des Hotels akzentuiert.

Große Resonanz fand auch ein Angebotspaket, das Gästen das Analog-Feeling einer Retro Kamera vermittelt. Die Hotels der Kolon Group führten dieses Jahr für ihre Frühlingsofferte ein Retrokonzept ein. Dieses Angebot mit einer Upcycling-Schwarzweiß-Analogkamera und gratis Fotoentwicklung kam bei der mit Smartphone-Kameras vertrauten Generation MZ gut an. Analogkameras sind für diese Generation zwar ungewohnt, aber dank des seit einigen Jahren anhaltenden Retro-Trends finden analoge Einwegkameras regen Absatz.

Ökobewusstsein und Veganismus gehen auch auf die Generation MZ zurück, die dazu neigt, Produkte nach ihren eigenen Vorlieben oder Überzeugungen auszuwählen. Ein gutes Beispiel sind die Pflegeprodukte in Hotels: Als Antwort auf die wachsende Nachfrage nach umweltfreundlichem Reisen beteiligen sich auch Hotels an der Kampagne zur Reduzierung von Plastik. Um junge Kunden anzusprechen, die höchste Priorität auf die für sie wichtigen Werte legen, werden weitere Bemühungen unternommen, darunter z. B. die Ausweitung der Palette an veganen Speisen und der Verkauf von veganen Cocktails.

Erholung pur
Ein weiterer Trend besteht darin, Hotels als Orte der Heilung zu gestalten, die ausschließlich Ruhe und Entspannung dienen. Frei von irgendwelchen Gedanken auf ein brennendes Feuer, einen See oder Fluss zu schauen, ist eine beliebte Methode auszuspannen und eine Denkpause einzulegen. Diese Idee des Nichtstuns, die auf Koreanisch als „Meong-ttaerigi“ („Meong“: Stamm des Adjektivs „meonghada (wie betäubt sein)“, „ttaerigi“ (salopp, umgangsprachlich): Machen, Tun) bezeichnet wird, wurde anfangs eher mit einem Stirnrunzeln betrachtet, da sie kaum produktiv zu sein schien. Doch inzwischen weisen Mediziner auf die psychotherapeutische Wirkung von Pausen in einer schnelllebigen Wettbewerbsgesellschaft hin. Die „Kunst des Nichtstuns“ gewann aufgrund der zunehmenden emotionalen Ermüdung im Zuge der anhaltenden Corona-Pandemie verstärkte Aufmerksamkeit.

In Widerspiegelung dieses aktuellen Kulturphänomens bringen viele Hotels Meong-ttaerigi-Pauschalangebote heraus: „Meer-Meong“ zum Entspannen auf einer Hotelterasse mit Blick aufs Meer, kühler Brise und Musik; „Klang-Meong“ zum Finden innerer Ruhe mithilfe der Vibrationen und Frequenzen des Meditationsinstruments Klangschale oder der autonomen sensorischen Meridianreaktion, kurz ASMR (ein angenehmes Kribbeln im Kopf, das durch akustische und visuelle Sinnesreize sowie Berührungen ausgelöst wird); „Wald-Meong“ für einen Spaziergang auf Wanderwegen durch urwüchsige Wälder oder Wälder voller Phytonzidenduft.

Ein anderes ausgeprägtes Phänomen ist die Erweiterung des Hotels zu einem Raum, der die künstlerische Sensibilität bereichert, was auf das in den letzten Jahren gestiegene Interesse an Kunst und der damit steigenden Zahl der Kunstliebhaber zurückzuführen ist. Das Hotel Paradise City in der Nähe des Internationalen Flughafens Incheon stellt seit seiner Eröffnung das Konzept Art-tainment („art“ + „entertainment“) in den Vordergrund. Die Hotelgäste können die Werke weltbekannter Künstler aus dem In- und Ausland sowie der von der Paradise Group geförderten aufsteigenden Künstler genießen. Allein ein Rundgang durch das Hotel verschafft einen guten Einblick in die zeitgenössische Kunst. Eine Skulptur der japanischen Künstlerin Yayoi Kusama, die bereits bei der Eröffnung große Aufmerksamkeit erregt hatte, trug dazu bei, das Hotel unter den MZlern, die ihre Erlebnisse gerne fotografieren und über soziale Medien teilen, als attraktive Fotokulisse beliebt zu machen.

Ökofreundliche Kampagnen zur Reduzierung des während eines Hotelaufenthalts entstehenden Abfallaufkommens sind ein neuer Trend im Gastgewerbe. Das Foto zeigt die umweltfreundlichen, saisonal beschränkten Aufmerksamkeiten eines Angebots des JW Marriott Dongdaemun Square Seoul.
© JW Marriott Dongdaemun Square Seoul

Gold Carousel, installiert im Casino des Paradise City, ist ein kinetisches Werk von Mioon, dem Künstlerehepaar Choi Moon-seon und Kim Min-seon. Mit der rasch wachsenden Zahl von Kunstliebhabern verwandeln sich Hotels in Orte, in denen die Gäste ihren künstlerischen Neigungen frönen können.
© PARADISE CITY

Im L7 HONGDAE, das in der Nähe der Hongik University in Seoul liegt, können sich die Gäste LPs ihrer Wahl anhören. Der Service spiegelt den Charakter dieses Viertels wider, wo Busking-Indie-Musiker und abwechslungsreiche Kulturevents quasi permanente Einrichtungen sind.
© LOTTE HOTELS & RESORTS

 

Die Strandpromenade vor dem SOL BEACH SAMCHEOK ist inspiriert von Santorini in Griechenland. Strandsessel und andere Hotelannehmlichkeiten laden die Urlauber dazu ein, sich beim Sonnenbaden umweht von der erfrischenden Meeresbrise zu entspannen. In Einklang mit dem Wellnesstrend des Abschaltens in der Natur offerieren Strandhotels eine breite Palette an Dienstleistungen, die ihre Gäste zum geistigen und körperlichen Relaxen am Meer einladen.
© SONO INTERNATIONAL Co., Ltd.

Der Flohmarkt Golmok Market, auf dem lokale Künstlae Camp Jeju statt.
© Playce Camp Jeju

Lokales im Vordergrund
Bemerkenswert ist auch die zunehmende Verbreitung von Konzepten, die die Vernetzung der Hotelgäste mit den lokalen Besonderheiten akzentuieren. Das Maison Glad Jeju präsentierte ein Pauschalangebot, bei dem die Gäste Reiseziele innerhalb einer Stunde Entfernung vom Hotel besichtigen können. Bemerkenswert ist dabei, dass es neben den repräsentativen Touristenattraktionen auch die von den Inselbewohnern empfohlenen Sehenswürdigkeiten enthält, um den Besuchern ein authentischeres Bild der Insel zu vermitteln.

Das Kolon Hotel Gyeongju warb mit einem Angebot, das die distinktiven Merkmale von Gyeongju als einstige Hauptstadt des Silla-Reichs unterstrich. Attraktiv war daran, dass das Package basierend auf dem Samguk Yusa (Memorabilia der Drei Königreiche) Tee und Speisen nach überlieferten Rezepten für die königliche Haupttafel anbot, sodass die Gäste etwas über die koreanische Geschichte lernen konnten.

In ähnlichem Kontext entwickeln sich Community-Hotels als neue Alternative. Bei diesen Hotels geht es weit über das Erleben von Geschichte, natürlicher Umgebung, Architektur und Küche der jeweiligen Region hinaus. Vielmehr wird mit der Rolle des Hotels als Standort für die Bildung einer Community aus Reisenden plus Einheimischen experimentiert. Das Playce CAMP JEJU in der Gemeinde Seongsan-eup auf der Insel Jeju-do ist ein Paradebeispiel dafür. Es bietet nicht nur von jungen Urlaubern bevorzugte Unterkünfte und kommerzielle Einrichtungen, sondern auch verschiedene Contents wie Kunst, Yoga, Schreiben und Outdoor-Aktivitäten unter Einbeziehung lokaler Ressourcen und Beherbergungseinrichtungen. Der Wochenendflohmarkt, an dem sich regionale Kunstschaffende beteiligen, ist sowohl bei Hotelgästen als auch bei Einheimischen beliebt. Es werden immer mehr Community-Hotels eröffnet, die Reisende, kommerzielle Einrichtungen und Einheimische zusammenbringen, wie z. B. das Local Stitch in Seoul, das Hanok-Gästehaus Bonghwangjae in der Stadt Gongju in der Provinz Chungcheongnam-do oder das Village Hotel 18st im Kreis Jeongseon-gun in der Provinz Gangwon-do.

Choi Ji-hye Forscherin, Consumer Trend Center, Seoul National University

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