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2022 AUTUMN

Die Kunst von Linien, verknüpft mit Gelassenheit

Maedeup, die Knotenkunst Koreas, ist ein traditionelles Kunsthandwerk, das vielfältige Verwendung findet wie z. B. zum Dekorieren von Kleidungsstücken, Haushalts- und Zeremonialgegenständen. Park Seon-keung, eine auf rund 40 Jahre Erfahrung zurückblickende Lehrmeisterin für die Weitergabe dieser traditionellen Kunst, führt das Familienhandwerk weiter und setzt sich für die Pflege der traditionellen Knotenkunst ein, entwickelt aber gleichzeitig Maedeup-Werke von moderner Attraktivität.

Als Lehrmeisterin für die Weitergabe des traditionellen Kulturerbes, die auf fast vierzig Jahre Erfahrung zurückblicken kann, folgt Park Seon-keung dem Vermächtnis ihrer Mutter und Großeltern, die alle Meister der Knotenkunst waren.

Das Herstellen der traditionellen Knoten Maedeup ist ein Teilbereich der traditionellen Handwerkskunst Koreas und bezeichnet die Technik des Kreierens verschiedener Knotendesigns aus Seidenschnüren (Kkeunmok) für praktische oder dekorative Zwecke. Kkeunmok, auch als Dahoe bezeichnet, sind gedrehte oder geflochtene Seidenfasern. Maedeup-Meister sind Kunsthandwerker, die diese Knotenkunst pflegen. Laut dem Großen Verwaltungsgesetzbuch (1865), einem Kompendium aller Vorschriften und Normen der Joseon-Zeit, stellte der Joseon-Königshof für die einzelnen Knotenknüpfschritte einen eigenen Meisterhandwerker ein, da jede der Techniken ein hohes Maß an Professionalität und Sorgfalt erforderte.

Knoten haben von alters her als unentbehrliches Accessoire die Schönheit der traditionellen Tracht Hanbok akzentuiert. So haben Knoten und Quasten am Schnurgürtel der traditionellen Robe Dopo, die Männer beim Ausgehen trugen, einen stilvollen Touch verliehen. Auch bei den traditionellen formellen Herrenhüten Gat, bei Handfächern und den Beuteln Bokjumeoni waren Knoten und Quasten unverzichtbar. Zudem erhielten die Vorhänge von Sänften durch die traditionell fünffarbigen Knotenquasten, Musikinstrumente wie die Trommel Buk und die zweisaitige Zither Haegeum durch das Anbringen von lang herunterhängenden Knoten und Quasten eine zeremonielle, feierliche Würde.

Auf der Feier anlässlich des ersten Geburtstags trug das Geburtstagskind ein mit Knoten verziertes Taillenband. Vor der Hochzeit schickte die Familie des Bräutigams ein mit dem Knoten der vereinten Herzen (Dongsimgyeol) verschlossenes Schreiben an die Familie der Braut, das Grundinformationen wie Datum und Uhrzeit der Geburt des Mannes enthielt. Auch die Totenbahre wurde mit Knoten und Quasten (Yuso) geschmückt. Knoten kamen also an verschiedenen Stationen des Lebens auf verschiedenste Weise zum Einsatz.


Eine natürliche Entscheidung
Für Park Seon-keung war die Knotenkunst Schicksal. Es war Jung Yeon-su, ihr Großvater mütterlicherseits, der 1968, als die traditionelle Knotenkunst Maedeup als Nationales Immaterielles Kulturerbe gelistet wurde, als Erster den Titel „Maedeup-Meister“ erhielt. 1976 folgte Choe Eun-sun, ihre Großmutter mütterlicherseits, 2006 ihre Mutter Jung Bong-sub. Park, die das Familienhandwerk von ihrer Mutter übernahm, ist Lehrmeisterin für die Weitergabe der traditionellen Kunst und damit nur einen Schritt davon entfernt, Knoten-Meisterin zu werden. Die Knotenkunst ist für sie ein Familienhandwerk mit einer drei Generationen überspannenden Geschichte, eine Tradition, die einst vom Aussterben bedroht war, aber ihre Familie jetzt schon seit einem Jahrhundert pflegt.

„Gwanghui-dong in Seoul, wo mein Großvater geboren und aufgewachsen ist, war bis in die 1930er Jahre ein Viertel der Knotenmeister. Mein Großvater, der zur letzten Generation dieser Handwerkergemeinde gehörte, wurde 1968 mit der Einführung der Knotenkunst Maedeup in die Liste des Nationalen Immateriellen Kulturguts als erster mit dem Titel ,Maedeup-Meister‘ ausgezeichnet. Dadurch wurde die fast erloschene Glut dieses traditionellen Handwerks neu entfacht. Die Zeiten haben sich jedoch geändert und viele Verfahren wurden mechanisiert. Ich muss mein Bestes geben, um diese Kunsthandwerker, die die traditionellen Herstellungsmethoden pflichtbewusst weitergepflegt haben, nicht zu entehren“, sagt Park.

Gekleidet in einen Hanbok, der sehr gut zu ihrem kleinen Körperbau passte, strahlte Park robuste Entschlossenheit aus. Eigentlich hatte sie Tanz im Hauptfach studiert, entschied sich aber schon früh für das traditionelle Kunsthandwerk, was offensichtlich dem Einfluss ihres Familienumfelds zu verdanken ist. Park, Jahrgang 1964, begann ihre offizielle Ausbildung mit 19 bei ihrer Großmutter und wurde zudem von ihrer Mutter mit Strenge und Stringenz der Perfektionistin trainiert.

„Da das Knoten viel Handarbeit verlangt, gibt es immer wieder Kleinigkeiten, bei denen man Unterstützung braucht. Von Kind an galt ich als sanft-geduldiges Mädchen mit feinem Fingerspitzengefühl, sodass man mir oft kleine Aufgaben übertrug. Es war nicht so, dass ich von Anfang an das Handwerk der Knotenkunst hätte lernen wollen, aber als ich heranwuchs, habe ich es als meine natürliche Berufung angenommen. Es passt zu mir, alleine zu arbeiten und den gesamten Prozess des Drehens der Fäden, des Bindens der Knoten und Kreierens verschiedener Designs zu übernehmen. Die Konzentration auf die Arbeit macht meinen Kopf frei und lässt mich wohlfühlen.“

Traditionelle Knoten wurden nicht nur als Accessoire, sondern auch zum Verzieren von Haushaltsgegenständen und Musikinstrumenten verwendet. Das traditionelle koreanische Schlaginstrument Hyangbal wurde z. B. mit langen Knotenschnüren und Quasten geschmückt.
Mit freundlicher Genehmigung von Park Seon-keung

Für diese auf der Craft Trend Fair und der Handelsmesse Maison&Objet präsentierten Ornamente kollaborierte Park mit der Textilkünstlerin Shin Ye-sun.
Mit freundlicher Genehmigung von Park Seon-keung

Dieser dreiteilige Schmuckanhänger mit Jadekugeln wurde u. a. mit Chrysanthemen-, Kleeblatt- und Ringknoten gefertigt. Die als Norigae bekannten Schmuckknotenanhänger wurden an den Bändern des Boleros oder Rocks der Trägerin befestigt und akzentuierten die Schönheit der traditionellen koreanischen Tracht.
Mit freundlicher Genehmigung von Park Seon-keung

Mit verschiedenen Knoten wie z. B. dem Libellenknoten geschmückte Beutel. Die am Gürtel befestigten Beutel enthielten diverse persönliche Dinge und waren eine Alltagsnotwendigkeit für Frauen und Männer. Die Beutel für Frauen wurden aus farbenfrohen Stoffen gefertigt und mit elaborierten Knoten und Quasten geschmückt, die für Männer waren einfacher und sparsamer dekoriert.
Mit freundlicher Genehmigung von Park Seon-keung

Ergebnis der Ausdauer
Das Knotenhandwerk beginnt mit der Vorbereitung der Seidenschnüre (Kkeunmok), eine an sich schon komplizierte und mühsame Arbeit.

Park erklärt: „Jeder einzelne der fünf bis sechs Schritte zur Herstellung der Schnüre wie z. B. das Spinnen von Fäden aus Rohseidenfasern erfordert ein hohes Maß an Geschicklichkeit. Auch ist es schwierig, beim Färben des Garns immer einen exakt identischen Farbton zu gewinnen. Da das Knüpfen im Zentrum des gewünschten Knotens beginnt und endet, muss der fertige Knoten nicht nur rechts-links-symmetrisch, sondern auch vorder- und rückseitig identisch sein. Es ist hochgradige Präzisionsarbeit, bei der nicht der winzigste Fehler erlaubt ist.“

Je nach Form des Zusammenbindens gibt es über dreißig verschiedene Arten von Knoten, die meist nach Tieren und Pflanzen wie Schildkröte, Libelle, Küken, Schmetterling, Biene, Chrysantheme, Pflaumenblüte oder Lotusblume benannt sind. Die Quasten, die Bestandteil der Knoten sind, werden auf die gleiche Weise bezeichnet. So gibt es „Oktopusbein-Quasten“, deren zahlreiche Stränge wie Tintenfischtentakel aus den Köpfen herausragen, „Erdbeer-Quasten“ mit kugelförmigen, erdbeerähnlichen Köpfen, und „Stangen-Quasten“ mit zylinderförmigen Köpfen.

„Zur Fertigung eines Norigae, eines Schmuckanhängers, den man bei der traditionellen Tracht der Frauen an die Brustschleife Goreum des Bolero-artigen Oberteils Jeogori oder an der Taille des Rocks befestigt, braucht man mindestens zehn Tage, für ein großes, feines Werk sogar mehrere Monate. Jeder einzelne Strang einer Quaste wird hergestellt, indem die Fäden ununterbrochen mehrere hundert Mal verdreht werden“, erklärt Park.

Die Knotenkunst ist wahrlich eine Kunst der Linien, gefertigt mit Ausdauer und Beharrlichkeit. Während chinesische Knoten durch die Diversität ihrer Formen und Designs Inbegriff der Pracht sind, legt man in Japan mehr Wert auf die Funktionalität der Schnur als auf die Dekorativität der Knoten selbst. Traditionelle koreanische Knoten zeichnen sich wiederum durch wunderschöne Linien aus, die durch das Zusammenbinden gleichfarbiger Schnüre und Anbringen von langen Quasten geformt werden.

„Manchmal werde ich gefragt, ob ich es nicht satt habe, mein Leben lang nur Knoten zu binden. Es ist zwar schon mal anstrengend, aber genug davon haben werde ich nie“, meint Park.

Ein Künstler mag noch so ausgezeichnetes handwerkliches Geschick haben, wenn ihn seine Arbeit langweilt, kann man ihn nicht als wahren Meister bezeichnen. Dass Park die traditionelle Handwerkskunst schon sehr früh erlernte und sich ihr ohne Seitenblick fast vierzig Jahre lang widmen konnte, ist eher auf ihre Natur bzw. Liebe zur Arbeit zurückzuführen als auf ihr Talent oder Glück.

„Einer meiner Kunden bestellt fast jedes Jahr ein Maedeup-Werk. Auf meine Frage, ob diese Stücke verschenkt werden, kam die Antwort, dass sie eingerahmt und zum Betrachten an die Wand gehängt und bei Bedarf herausgenommen und verwendet würden. Dem Besitzer seien sie lieber als Gemälde. Diese Antwort hat mich sehr ermutigt.“

Park verzwirnt mehrere Seidenfäden mit einem speziell für diesen Zweck designten Arbeitsgerät. Die verzwirnten Schnüre sind das Basismaterial für die traditionelle koreanische Knotenkunst.

Kommunizieren mit den Zeiten
Neben dem Fortführen der Tradition experimentiert Park damit, moderne Ästhetik in ihre Kunst zu integrieren. Auf den Messen Craft Trend Fair (2018-2019), die im COEX in Samseong-dong, Seoul, stattfand, und Maison & Objet (2019-2020), abgehalten im Ausstellungszentrum Paris Nord Villepinte, präsentierte sie in Kollaboration mit der Textilkünstlerin Shin Ye-sun Ornamente aus mit Knotennetzen eingefassten Glaskugeln, die auf positive Resonanz stießen. Dieser Versuch zielte natürlich auch auf die Popularisierung der Knotenkunst ab, dahinter steht jedoch Parks Bewusstsein, dass die Maedeup-Tradition nur durch das „Kommunizieren mit den Zeiten“ überleben kann. Vom Maedeup hat sie Lektionen fürs Leben gelernt.

„Schon bei einem Fehler mit einem einzigen Faden muss man wieder von vorne anfangen. Ignoriert man einen winzigen Fehler, fällt er letzten Endes auf und ruiniert das Gesamtwerk. Daher ist es am besten, alles wieder aufzutrennen und ordentlich von vorne zu beginnen.“

Als Park sich mit etwa zwanzig Jahren entschied, Knoten-Kunsthandwerkerin zu werden, dachte sie, sie habe das Handwerk gewählt. Rückblickend dämmerte es ihr, dass das Handwerk sie gewählt hat – ein Schicksal, für das sie dankbar ist.

„Es heißt, dass es eine sehr einsame Arbeit ist, aber ich hatte das Glück, dass meine Mutter über mich wachte. In letzter Zeit gab es immer mehr Auftragseingänge, sodass mein älterer Bruder und meine jüngere Schwester, die Fachberufen nachgingen, umschulten und nun als offizielle Auszubildende bei mir arbeiten. Außerdem habe ich auch das große Glück, dass meine drei Töchter Talent und Enthusiasmus für die Knotenkunst zeigen.“

Während viele traditionelle Kunsthandwerksmeister keine Nachfolger mehr finden und um den Weiterbestand ihres Handwerks kämpfen müssen, gehen Park und ihre Geschwister den gleichen Weg, zudem sind ihre Töchter bereit, das Familienhandwerk weiterzupflegen. In ihrer Werkstatt im Nationalen Ausbildungszentrum für Immaterielles Kulturerbe in Samseong-dong sind ihre Knotenarbeiten zusammen mit denen ihrer Mutter Jung Bon-seop, Trägerin des Titels „Maedeup-Meisterin“, ihres älteren Bruders Park Hyung-min und ihrer jüngeren Schwester Park Seon-hee ausgestellt. Die Arbeiten scheinen einander ähnlich, unterscheiden sich jedoch auf subtile Weise, was den Geist ihrer Hersteller widerspiegelt, eine jeweils eigene, originäre Ästhetik anzustreben, aber zugleich den Stil der anderen zu respektieren.

Diese aus Knotennetzen und Quasten bestehenden Arbeiten wurden für die Ausstellung Jemang jungjung (Buddhas wiederholt ausgeworfene Netze zur Rettung der Welt) gefertigt, die im August 2021 im Seongnam Art Center zu sehen war. Die als Samcheonju (3.000 Perlen) bekannten Assecoires mit ihren drei großen, mit Knoten zusammengebundenen Perlen sind von buddhistischer Symbolik durchdrungen. Um ihnen einen modernen Touch zu verleihen, verwendete Park statt Perlen Glaskugeln, eingefasst in auf traditionelle Art geknüpfte Netze.
© Korea Cultural Heritage Foundationdie



Lee Gi-sookfreiberufliche Schriftstellerin
Fotos Lee Min-hee

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