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2023 SPRING

Korea – Ein neues Zentrum für Asiens Kunstszene

Seit einigen Jahren zieht es vermehrt große internationale Galerien nach Korea und mit Spannung wird verfolgt, welche Auswirkung dies auf die koreanische Kunstszene haben wird. So weckte die Eröffnung der Kunstmesse Frieze Seoul im COEX Center im September 2022 die Hoffnung, dass hier ein neues Zentrum für den Kunstmarkt Asiens entstehen könnte.


Der Stand der Acquavella Galleries stellte Meisterwerke von Andy Warhol und Jean-Michel Basquiat aus. Die Kunstmesse Frieze Seoul im September 2022 zog internationale Galerien und zahlreiche Besucher an.
© Frieze Seou, Foto: Lets Studio

Kuratoren des Museum of Modern Art und des Solomon R. Guggenheim Museum kamen nicht wie üblich in New York, sondern inmitten von Seoul zusammen. Andere renommierte Kunstmuseen und Galerien wie die Tate Gallery of Modern Art, die Serpentine Gallery, das Los Angeles County Museum of Art und die Pinault Collection waren ebenfalls vertreten. Sie alle waren dem Ruf der Frieze Seoul gefolgt.

Die 2003 in Großbritannien ins Leben gerufene Frieze Art Fair etablierte sich trotz später Gründung neben der seit 1970 existierenden Art Basel zu einer der größten Kunstmessen der Welt. Die Ausstellung experimenteller Kunst in einem Festzelt im Londoner Regent’s Park war so erfolgreich, dass man 2012 nach New York und 2019 nach Los Angeles expandierte.

Als September 2022 die Eröffnung der Frieze Seoul bekannt gegeben wurde, war es eine Zeit, in der die durch die COVID-19-Pandemie vermehrte Arbeit zu Hause das Interesse an Wohnungseinrichtung ansteigen ließ, was zu einem regelrechten Durst nach Kulturgütern führte. Koreas Kunst hatte man immer viel Potenzial nachgesagt, aber der letzte große Schub hatte gefehlt. Die Frieze brachte sie auf die internationale Bühne, stellte sie aber zugleich auf den Prüfstand.

Begehrtes Festival mit großem Erfolg

Besucher machen Fotos vor Damien Hirsts High Windows (Happy Life) (2006). Stände mit berühmten internationalen Werken, die in Korea selten zu sehen sind, wurden zu beliebten Fotospots.
© Frieze Seoul, Foto: Lets Studio



„Es ist erstaunlich, Kunden der Art Basel hier in Korea wieder zu sehen“, sagt Park Won-jae, Direktor der ONE AND J. Gallery, am Tag der gleichzeitigen Eröffnung der Frieze Seoul und der 20 Jahre alten koreanischen Kunstmesse Kiaf SEOUL. Die Begeisterung war ihm deutlich anzusehen. Überall auf der Welt habe er Kunstmessen besucht, hätte sich jedoch nie träumen lassen, dass so eine Veranstaltung „im eigenen Zuhause“ stattfinden würde. An der Frieze Seoul nahmen 110 Galerien aus 21 Ländern teil, an der Kiaf SEOUL 164 Galerien aus 17 Ländern. Es gab so viele internationale Besucher, dass bei der Eröffnung mehr Englisch als Koreanisch zu hören war.

Die Frieze Seoul war einfach sensationell. Galerien wie die Top-Galerien Gagosian und Lisson Gallery, erstmals in Korea aktiv, und Hauser & Wirth u. a. verkauften innerhalb einer Stunde Kunstwerke im Wert von mehreren zehn Millionen Euro. Laut einer Sprecherin von Hauser & Wirth waren die Käufer Sammler aus Korea und China sowie ein japanisches Privatmuseum. Solche, die früh, als hätten sie diesen Tag vorausgeahnt, in den Korea-Markt eingestiegen waren, machten besonders gute Geschäfte. So meldete z. B. die an beiden Messen teilnehmende Galerie Perrotin schon am ersten Tag den Ausverkauf.

Eine offizielle Bekanntgabe des Umsatzes gab es zwar nicht, aber der Sprecher einer New Yorker Galerie schien mit seiner Einschätzung „er werde wohl bei 650 Mrd. Won (rd. 46.7 Mio. Euro) liegen“ nicht sehr falsch zu liegen.

Eine Kunstmesse zielt nicht nur auf Verkäufe an Ort und Stelle ab. Ebenso möchte sie als Kunstfestival potenzielle Kunden ansprechen. So war es auch auf der Frieze Seoul. Es gab lange Schlangen vor Zeichnungen von Egon Schiele und dem Gemälde von Pablo Picasso Girl with a Red Beret and Pompom (1937), die zu den beliebtesten Fotospots der Messe wurden. Vor allem junge Besucher zeigten großes Interesse an handgeschriebenen Schriften und Landkarten aus dem Mittelalter sowie ägyptischen Artefakten, die sonst nur im Ausland zu sehen sind.

Warum Seoul?

Ausstellungsstand der P21 Gallery mit der Videoinstallation BigKing Travel Ching Chen Tour - Mr. Kim’s Revival (2019) von Ryu Sung-sil. Koreanische Galerien präsentierten v. a. moderne und zeitgenössische Meister sowie aufstrebende Nachwuchskünstler.
© Frieze Seoul, Foto: Lets Studio



Bereits vor der Premiere sorgte es für Aufsehen, dass die Frieze für ihren Asien-Einstieg Seoul gewählt hatte. Simon Fox, CEO von Frieze, erklärt: „Uns haben die vielen Museen, Galerien und Künstler in Seoul überzeugt. Es wäre schön, die Zusammenarbeit hier fortzusetzen.“ Und er fügte hinzu: „Zudem übt die Koreanische Welle (Hallyu) gewaltigen globalen Einfluss aus – sei es in der Musik, Film, Serien, Mode oder in der Architektur – wir mussten einfach hierherkommen.“

Francis Belin, Präsident von Christie’s Asia Pacific, der zeitgleich mit der Frieze-Premiere eine Ausstellung in Seoul organisierte, schätzte die starke Kunstszene sowie die gute Infrastruktur und sah viel Potenzial in der Kulturstadt Seoul. Marc Glimcher, Präsident und CEO der Pace Gallery, sagte, als er der ehemaligen Direktorin des Leeum-Museums Hong Ra-hee gerade ein Agnes Martin-Gemälde vorgestellt hatte: „Es gibt hier eine starke Sammlerbasis. Dazu kommen noch junge, kaufkräftige Kunden, deren Einfluss seit der Pandemie zugenommen hat. Die Wachstumschancen sind enorm, weshalb wir eine breite Palette an Künstlern anbieten, um ihren Geschmack anzusprechen.“

Das Volumen des Kunstmarktes in den OECD-Ländern beträgt ca. 0,2 % des Bruttonationaleinkommens. Der koreanische Markt blieb lange bei 0,02 %, bis er im vergangenen Jahr mit Transaktionen von mehr als einer Billion Won (rd. 0,7 Mrd. Euro) auf 0,04 %. anstieg. Zum Erreichen des OECD-Niveaus müsste er um das Fünffache wachsen, doch das Wachstumspotenzial ist hoch genug. Zudem wendet sich die Weltwirtschaft gerade dem asiatischen Markt zu. Die Art Basel 2013 eröffnete z. B. in Hongkong aufgrund des Aufkommens einer jungen Oberschicht von China bis Vorderasien. Laut der französischen Online-Kunstpreisdatenbank Artprice machte 2021 Asien 40 % des weltweiten Kunstmarktes aus.

Ein weiterer Faktor ist der Generationswechsel. Laut dem Art Market Report 2021 der Art Basel und der Schweizer Großbank UBS machten Millennials 52 % der vermögenden Sammler (HNW, High Net Worth Individuals) weltweit aus, mehr als das Vierfache der Babyboomer-Generation. Außerdem betrugen ihre Ausgaben für Kunstwerke durchschnittlich 228.000 US-Dollar, mehr als doppelt so viel wie die der Babyboomer (109.000 US-Dollar).

Dank des gut ausgebauten Flugnetzes kann Seoul von überall her leicht angesteuert werden. Davon profitierten zur Messezeit auch Hotels in Samcheong-dong, Hannam-dong und Gangnam mit ihren vielen Galerien. Das InterContinental nahe dem Veranstaltungsort von Frieze Seoul COEX war komplett ausgebucht, 60 % der Gäste davon aus dem chinesischsprachigen Raum. Vergleichbar ist dies mit Hongkong, das als Knotenpunkt für den asiatischen Kunstmarkt Vorteile wegen Zollfreiheit und Nähe zum riesigen Markt des chinesischen Festlands genoss. Vergangenes Jahr kamen größtenteils Vertreter internationaler Museen und verwandter Organisationen, während dieses Jahr angesichts Chinas Post-Corona-Politik mehr Einzelbesucher erwartet werden.

Internationale Sammler auf der Frieze Seoul sind bereits voller Vorfreude auf das nächste Mal. Einer von ihnen strahlte: „Neben den Kunstwerken trifft man hier überall auf Hallyu-Stars. Nächstes Jahr bringe ich meine Kinder mit. Die sind nämlich K-Pop-Fans.“

Aufgaben koreanischer Kunst

Besucher bewundern die Installation von Haegue Yang am Stand der Kukje Gallery, einer der zwölf koreanischen Galerien auf der Frieze Seoul.
© Frieze Seoul, Foto: Lets Studio

Koreanische Galerien präsentierten in Seoul v. a. moderne und zeitgenössische Meister sowie aufstrebende Nachwuchskünstler. Die Hakgojae Gallery stellte z. B. abstrakte koreanische Künstler des 20. Jhs. wie Ryu Kyung-chai (1920 – 1995) und Ha In-du (1930 – 1989) vor, von deren Werken sich die internationalen Fachbesucher sehr angetan zeigten.

Die koreanische Kunstszene hatte sich von der gleichzeitigen Eröffnung der Frieze und der Kiaf einen positiven Effekt für sich selbst erhofft. In der Tat war die Berichterstattung ausländischer Medien über koreanische Kunst ungewöhnlich intensiv und Besucher der Frieze zog es ebenso zur Kiaf. Unvergesslich bleibt, wie der bekannte europäische Galerist Thaddeus Ropac geschäftig zwischen den Kiaf-Ständen hindurchwuselte. Das Gesicht des Mannes, der bereits früher die erste asiatische Niederlassung seiner Galerie in Seoul eröffnet hatte, war vor Aufregung regelrecht rot geworden. Viele internationale Sammler besuchten die koreanischen Galerien und Künstlerateliers auf der Kiaf, während Sammler aus Korea großes Interesse an den Werken aus dem Ausland auf der Frieze zeigten.

„Die Kiaf und die Frieze sprechen für die erhöhte Anerkennung der Kultur Koreas“, sagt Woo Chan-kyu, Präsident von Hakgojae. „Und kein Bereich bleibt nur für sich. Wenn sich Musik entwickelt, geschieht dies symmetrisch auch mit Literatur und Kunst. Ich denke, die K-Kunst-Ära hat gerade erst begonnen.“

Wichtiger noch als gewinnorientiert zu sein, ist es, das Wachstumspotenzial der K-Kunst auszuschöpfen. Konkurrenz mit den Weltklasse-Galerien auf der Frieze um Luxuriösität ist sinnlos, denn die K-Kunst ist nicht „Boutique“, sondern „unique“. Die Erfolge der Netflix-Serie Squid Game, des Films Parasite und der Boyband BTS bestätigen dies. Es gilt nun, für die koreanische Kunstszene durch Nachwuchsförderung künstlerische Inhalte zu vertiefen. Originelle Werke und Produktionen, die sowohl die ausländischen Besucher als auch das nun konsumbereite koreanische Publikum inspirieren, sind gefragt. Der Frühling ist die richtige Zeit, um sich auf den Herbst vorzubereiten. Dieses Jahr startet die Frieze Seoul am 6. September. Also auf ein Wiedersehen in Seoul!



Cho Sang-in Journalistin, Seoul Economic Daily

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