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2023 SPRING

Koreaner und Architektur im Wandel der Zeit

Während früher die Contents um die Architektur eher zu Bildungsprogrammen gehörten, erfreuen sich die Koreaner heute an Unterhaltungsshows, die sich um das Thema Architektur drehen und Traumhäuser und -wohnungen an Interessierte vermitteln. Via Apps erhält man Einblicke in die Wohnungen anderer Leute und shoppt gleichzeitig Einrichtungsgegenstände. Das Interesse an Raum und Architektur ist enorm gestiegen und die Einstellung zu dem Thema hat sich geändert. Die diesbezüglichen Contents werden immer mehr als Teil der Alltagskultur erlebt.


Besucher werfen während des Festivals OPENHOUSE Seoul 2020 einen Blick ins Innere des sog. Ttangjip (Haus in der Erde) im Kreis Yangpyeong-gun in der Provinz Gyeonggi-do. Das Haus, das wie in den Boden eingegraben scheint, wurde von dem renommierten Architekten Cho Byoung-soo zu Ehren des Dichters und Unabhängigkeitskämpfers Yoon Dong-ju (1917 – 1945) entworfen – ganz im Sinne von dessen Anthologie Himmel und Wind und Sterne und Gedichte.
© OPENHOUSE Seoul


Früher galt Architektur als kompliziert und schwierig. Ein Gebäude war ja schließlich nicht etwas, was wie ein Musikstück oder ein Roman jederzeit und überall zu genießen war, und auch nicht etwas, was sich mit ein bisschen mehr Anstrengung wie eine gute Mahlzeit in einem gehobenen Restaurant kaufen ließ. Besonders zu der Zeit, in der in Korea die Wohnungsknappheit zum Bau von standardisierten Wohnungen führte, kamen die Bildung und das Verständnis dafür, wie die Architektur aus der Sicht der Kultur und Kunst gesehen werden kann, zu kurz.

Näher an die Architektur

Das jährlich im Oktober stattfindende Architekturfestival OPENHOUSE Seoul öffnet Besuchern die Tore zu ansonsten schwer zugänglichen Gebäuden und ermöglicht ihnen aus erster Hand einen Blick auf deren künstlerische, ökologische und architektonische Aspekte.


Dem Architekturgenuss sind Grenzen gesetzt: Um sie zu betrachten, müssen Bauwerke aufgesucht werden, und bei Privatgrundstücken bleibt einem schon der bloße Zugang verwehrt. Mit der 2017 ausgestrahlten tvN-Sendung The Dictionary of Useless Knowledge 2 fielen diese Schranken. Sie handelte von Architektur- und Städtegeschichten auf einer Reise durch Korea, bei denen auch Bereiche der Literatur, Gastronomie und Wissenschaft gestreift wurden. Die Neuinterpretation der Architektur aus ungewöhnlichem Blickwinkel weckte die intellektuelle Neugier der jüngeren Generation. Der durch diese Sendung bekannt gewordene Architekt Yoo Hyun-joon konnte beispielsweise innerhalb eines Jahres nach der Erstellung seines YouTube-Kanals eine Abonnenten-Zahl von mehr als 740.000 generieren – ein Beweis für mögliche Popularität der Architektur für die Allgemeinheit. Auch die TV-Sendungen A Study of Architecture – Houses (EBS) oder Where is My Home (MBC) erlebten aufgrund hoher Einschaltquoten mehrere Staffel-Fortsetzungen und etablierten sich so als festes Fernsehgenre.

Das 2014 begonnene OPENHOUSE Seoul-Projekt fand bei der Öffentlichkeit ebenfalls guten Zuspruch, öffnet es ihr doch zu sonst schwer zugänglichen Gebäuden vorübergehend die Tore und lässt so wahrhaftig die Schwelle zur Architektur niedriger werden. Inspiriert wurde die Programminitiatorin und Architekturjournalistin Lim Jin-young durch ähnliche Veranstaltungen außerhalb Koreas, bei denen ebenfalls Gebäude der breiten Masse zugänglich gemacht wurden. Das Projekt hat sich mittlerweile zu einem Festival entwickelt, das auf so viel Interesse stößt, dass jedes Jahr die Server unter der Buchungslast zusammenbrechen. Im Programm inbegriffen sind sämtliche Arten von Architektur in Städten wie Wohnhäuser, Firmengebäude, kulturelle sowie religiöse Einrichtungen, Kulturgüter und Fabriken. Durch das Aufeinandertreffen von verantwortlichen Architekten mit den Bürgern wird einsichtig gemacht, dass Architektur und Stadt nicht bestimmten Gruppen vorbehalten sind.

Noch mehr als Musik, Mode und Kunst liegen derzeit unmittelbare Architekturerlebnisse im Trend, denn sie kommen über die auf das Visuelle ausgerichteten sozialen Medien besonders gut zur Geltung. Ein weiterer Unterschied zu früher ist, dass heutzutage auch das Interesse dafür besteht, wer der Gestalter eines bestimmten Raumes ist. Dies bedeutet, dass der Name eines Architekten selbst zu einer wählbaren Marke geworden ist. Es gibt zwar besorgte Stimmen, dass der Foto-Hype für Selbstpräsentation in den sozialen Netzwerken eine allzu leichtfertige Annäherung an Architektur als bloßes Konsumgut begünstigt, aber ein anderer Aspekt ist der, dass die Architekten von auf Instagram beliebten Räumen stetig neue Aufträge erhalten. Auch die Architekten selbst versuchen nicht nur imposante Bilder ihrer Arbeit zu posten, sondern entwerfen sogar von vorn herein Instagram-gerechte Architekturdesign. An diesem Phänomen ist einfach kein Vorbeikommen, wie die Aufnahme der Wortkreation „Instagrammable“ in das Cambridge English Dictionary zeigt.


Wiederentdeckung der Nachbarschaft

Das Seogyo Geunsaeng im Seouler Stadtbezirk Mapo-gu mit Markisen – typisch für koreanische nachbarschaftsfreundliche Mietwohnanlagen.
© Chin Hyo-sook


Neuerdings sind es besonders die jüngeren Architekten in ihren 30ern und 40ern, die sich immer mehr für die Regionalität und das „Koreanische“ interessieren. Heute werden die Kulturerscheinungen aus Korea international mit dem Attribut „K-“ versehen, wie z. B. „K-Pop“ oder „K-Drama“. Aber im Bereich der Architektur kam dieses Attribut unter den jüngeren Architekten in Korea selbst auf. Sie gehören zu der Architektengeneration, die durch Medien und Live-Besichtigung von Bauten im Ausland schon früh mit westlicher Architektur in Berührung kam und dadurch beeinflusst wurde. Als sie aber ihre eigenen Büros gründeten und mit der Arbeit begannen, ging ihnen auf, dass die Gegebenheiten in Korea anders als die in den westlichen Ländern sind: Klima, Materialien, Projektkosten, Vorlieben, kulturelle Hintergründe und gesetzliche Bestimmungen – so viel war anders. Zunächst galt es, den Ist-Zustand unter die Lupe zu nehmen. Mit dem Ergebnis, dass sich eine Bewegung daran machte, die ehemals von Fachleuten verschmähten, in den 1970ern und 80ern im großen Stil gebauten Mehrfamilienhäuser wieder aufleben zu lassen. Die Gebäude mit ihren roten Ziegeln, braunen Schiebefenstern und silbernen Eingangstüren waren weder Kultur- noch Luxusgut, in das viel Kapital investiert wurde, sondern Häuser für gewöhnliche Leute. In der Vergangenheit standen diese Häuser wegen ihrer schablonenhaften Bauformen in der Kritik, doch heute, wo Stadtsanierungen ihre Existenz und damit auch ein Stück gemeinsame Erinnerung bedrohen, wird man sich des Vermächtnisses bewusst. Auch wenn die Gebäude nicht durch ausgefeilte Technik entstanden, bei genauerer Betrachtung lässt sich im Design die Spontanität und Improvisationskunst der Bauarbeiter erkennen. Gerade diese unter größten Einschränkungen hervorgebrachte Schöpferkraft empfinden die Architekten heute als reizvoll und integrieren sie in ihre Arbeit.

Repräsentative Beispiele dafür sind Bücher des Architekten Kwon Tae-hun wie Facade Seoul und Villa Sash, in denen mit feinen Zeichnungen auch unbekannte Gebäude dokumentiert sind. Weitere Beispiele für eine Symbiose moderner Geschichte mit Besonderheiten koreanischer Bauweise sind das Seogyo Geunsaeng (Architekt: Seo Jae-won), eine nachbarschaftsfreundliche Mietwohnanlage, die Markisen gewöhnlicher Geschäfte in Betonform neu interpretiert, das Gi-Wa House Jeomchon (Architekt: Kim Hyo-young), bei dem ein Ziegeldach das moderne Gebäude krönt, und die durch ihre kühnen Bögen hervorstechende Cheongun-dong Residence (Kim Hyundai+Tectonics Lab.). Dass neben diesen Beispielen auch viele von den gegenwärtig gebauten Häusern Ziegelwände haben, kann kein bloßer Zufall sein.


Generation des Pragmatismus

Die Cheongun-dong Residence in Jongno-gu, Seoul – eine Symbiose moderner Geschichte mit den Besonderheiten koreanischer Bauweise.
© Tectonics Lab

In der Vergangenheit galten Wohnhäuser als Kaufobjekte, deren visuelle Elemente wie z. B. große Fenster, feine Inneneinrichtung aus Importmaterial und auffällige Formen gern zur Schau gestellt wurden. Inzwischen herrscht jedoch die Meinung vor, dass eine teure Wohnung auch für hohe Qualität bürgen soll. Es wird größerer Wert auf Pragmatismus gelegt und bereitwillig in umweltfreundliche Baumethoden, kurze Baufrist, Energieeffizienz und Luftqualität investiert, also in Bereiche, die nicht sofort ins Auge stechen.

Aufgrund extrem heißer Sommer und eiskalter Winter bleiben die Fenster in koreanischen Wohnungen meist geschlossen. Außerdem soll durch Wärmedämmung Energie gespart werden, wobei die eingeschlossene Raumluft dennoch sauber und angenehm gehalten werden muss. Es verwundert daher nicht, dass das Wunschhaus der Verbraucher immer häufiger bestimmte Funktionen aufweist, die auf Basis objektiv messbarer Daten wie Luftdichtheit, Energieeffizienz und Luftqualität bestätigt werden sollen.

Die COVID-19-Pandemie, Klimawandel, Rezession und Zukunftsängste, revolutionäre Neuerungen wie das Elektroauto, die Industrie 4.0. – all diese Probleme und Herausforderungen haben direkten Einfluss auf unser Leben. Mit der Folge, dass unsere Einstellung zur Architektur auch weiterhin ständigen Veränderungen unterworfen sein wird.



Bae Yoon-kyung Architektur-Kolumnist, Gastprofessor an der Dankook University

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